Out of the Dark, into the Light

Wie viele Ihrer Kunden sind schon auf Sie zugekommen mit dem Wunsch nach einer nachhaltigen Haftpflichtversicherung? Nicht so viele? Das könnte sich bald ändern. Denn aktuelle Zahlen und fundamentale Umwälzungen deuten darauf hin, dass sich das Nischenthema seinen Weg ins Licht bahnt. Nicht zuletzt, weil die Versicherer langfristig gesehen ein beträchtliches Eigeninteresse daran haben.

Marcus Juowski mit Laptop

finanzwelt 04/2019

 

„Viele Menschen machen sich immer mehr Gedanken um unsere Umwelt und darüber, was aus dem Planeten wird. Aus diesem Grund ist es die logische Konsequenz, sich als Finanzdienstleister richtig zu positionieren“, analysiert Marcus Jurowski, Geschäftsführer der Honorarberatungsfirma CAPRI.

Beim nachhaltigen Versicherer Pangaea Life ist diese Tendenz schon in den Verkaufszahlen abzulesen. Der Stern des Unternehmens leuchtet innerhalb der Versicherungsgruppe der Bayerischen dieses Jahr sogar am hellsten von allen. Denn Pangaea Life liefert die mit weitem Abstand höchsten Wachstumsraten im Neugeschäft. Laut finanzwelt-Bericht von Mai 2019 bis dahin spektakuläre 162 %!

 

Was eine nachhaltige Hausratversicherung kann

Was genau macht eine Absicherung eigentlich nachhaltig? Beispiel Hausrat bei Pangaea Life: Müssen nach einem abgedeckten Schaden beschädigte Gegenstände wie Möbel oder Haushaltsgegenstände neu angeschafft werden, so ersetzt das grüne Tochterunternehmen der Bayerischen 20 % mehr als in der klassischen Hausratversicherung. Einzige Bedingung: Die neu beschafften Objekte müssen aus ökologisch fairer Herstellung stammen. Auf diese Weise soll der Kunde eine höherwertige Ausstattung erhalten und sich dadurch automatisch auch für Hersteller nachhaltiger Produkte einsetzen. Außerdem legt der Versicherer das Geld der Beitragszahler in nachhaltigen Kapitalanlagen an. Pangaea Life hat hierfür einen eigenen Fonds aufgesetzt. „Der Pangaea Life Fonds investiert überwiegend in regenerative Energiegewinnung, zum Beispiel in Windenergie, Photovoltaik, Energieeffizienz und Wasserkraft“, erklärt Uwe Mahrt, Geschäftsführer Pangaea Life GmbH. Gleichzeitig schließt der Fonds Investitionen in Atomkraft, Rüstungsgüter, Erdöl oder Tabak konsequent aus – selbstverständlich auch Kinderarbeit und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen.“ Generell investiert der Fonds in nachhaltige Sachwert-Anlagen bzw. beteiligt sich an renditestarken Projekten.

Dazu zählt z. B. der Windpark Mads an der dänischen Deichkante oder Wasserkrafträder in Portugal. Diese Anlagestrategie erfüllt nicht nur nachhaltige Kriterien, sondern sie bringt auch ökonomische Leistung: „Seit Auflage im September 2017 beträgt der Wertzuwachs aktuell nach Kosten 6,05 %“, bilanziert Mahrt. Gerade in Anbetracht der üblichen Zusatzkosten für die Auflage eines neuen Fonds lässt sich das Ergebnis sehen. Zumal es das eigene Ertragsziel von vier bis fünf % p. a. sogar übertrifft. Der geneigte Leser sollte allerdings wissen, dass dieses Investment exklusiv nur Kunden von Pangaea Life offensteht: „Die Lösungen der Pangaea Life werden in Form der flexiblen fondsgebundenen Investmentrentenversicherung geboten“, so Mahrt weiter. Der Kunde habe dadurch den besonderen Vorteil, dass er an der Entwicklung von erneuerbaren Energien bei Projekten partizipieren kann, die sonst nur institutionellen Anlegern vorbehalten sind.

Das eigene Interesse der Versicherer

Von nachhaltigen Versicherungen profitiert übrigens nicht nur der Kunde, sondern auch die gesamte Versicherungswirtschaft. Denn die Zerstörung der Umwelt birgt Risiken, die schwer kalkulierbar sind und im schlimmsten Fall sehr teure Schadensfälle bedeuten. Schon im vergangenen August warnte der Vorstandschef von Munich Re, Joachim Wenning, vor einschneidenden Folgen, wenn die Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad nicht gelingt. Daher hat der Branchengigant, der größte Rückversicherer der Welt, beschlossen, sein ganzes Gewicht in die Waagschale zu werfen. Er will nun die eigene Klimastrategie an das Zwei-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens koppeln. Auch andere Versicherungsriesen beginnen zu handeln. Im Mai 2018 kündigte die Allianz an, auf die Einzelversicherung von Kohlekraftwerken und Kohleabbau zu verzichten. Nach dem Plan soll es bis 2040 keine Art von Kohlerisiko mehr geben. Denn die Allianz hat bewusst ihre Rolle angenommen als wichtiger „ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Gestalter“, wie das Unternehmen auf seiner Website verkündet. Tatsächlich zählt die Allianz weltweit zu den größten Investoren und kann mit ihrem ökonomischen Einfluss maßgeblich das Thema Nachhaltigkeit auf die Agenda der Weltwirtschaft setzen.

Ein deutscher Versicherer ist Weltmeister

Und das tut sie eindrucksvoll: Die Allianz hat im Dow Jones Sustainability Index (DJSI) den 1. Platz belegt und gilt zum 2. Mal in Folge als nachhaltigster Versicherer der Welt! Im Jahr 2017 bot der größte deutsche Versicherer 165 Versicherungs- und Finanzprodukte mit ökologischem oder sozialem Nutzen und investierte 5,6 Mrd. Euro in Erneuerbare Energien. Gleichzeitig vermeidet die Allianz Investments, die schädliche, riskante oder inhumane Aktivitäten fördern. Darüber hinaus hat das Unternehmen seit 2006 die CO2-Emissionen pro Mitarbeiter um über 40 % gesenkt. Eine starke Bilanz! Auch in einer Prüfung der Nachhaltigkeitsberichte der deutschen Versicherer durch das Analysehaus Zielke Research Consult setzt sich die Allianz gegen die Konkurrenz durch. Zusammen mit Debeka hat sie in einer Auswertung von 42 Versicherern am besten abgeschlossen. Dies ist das Ergebnis des erfolgreich implementierten, gesamtheitlichen Nachhaltigkeitsansatzes der Allianz. Diese Strategie verbindet wirtschaftlichen Erfolg mit ökologischer Selbstverpflichtung, sozialer Verantwortung und guter Unternehmensführung.

Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit steigt

Leider fiel das Ergebnis der Untersuchung insgesamt enttäuschend aus. Nur 12 der 42 Versicherer würden demnach nachweislich Nachhaltigkeitsaspekte in ihrer Kapitalanlage einbeziehen. Für die nachhaltigen Versicherer ist das ein klarer Wettbewerbsvorteil in einem Umfeld, in dem Kunden immer klima- und umweltbewusster werden. Die bekannte Protestbewegung „Fridays for Future“, die starken Ergebnisse der Grünen bei den Europawahlen, die ausführliche Berichterstattung der Medien über Klimawandel und Klima- politik – all diese Faktoren pushen das Thema Nachhaltigkeit nicht nur in den Köpfen der Menschen, sondern auch in der Gesetzgebung der Parlamente. Das Europa-Parlament arbeitet gerade an der ambitionierten gesetzlichen Regelung zur Finanzierung des nachhaltigen Wachstums. Die wohl wichtigste Vorschrift in diesem Gesetzespaket: Banken und Versicherer sollen den Kunden künftig in jedem Gespräch zur Finanzberatung fragen, ob er eine Präferenz hat nachhaltig zu investieren. Richtig, Investment heißt nicht Versicherung, aber dann ist es nur noch ein kleiner Schritt dahin. Dann werden nachhaltige Versicherer beste Chancen haben, deutlich an Marktanteil zu gewinnen. (sh)