Schlechter Rat kann teuer werden

Mann in Anzug sitzt einer Frau und einem Mann gegenüber, beide schauen skeptisch, der Mann hält einen

Schlechter Rat kann teuer werden

Wann und wie häufig beschäftigen sich Menschen ganz landläufig mit Finanzthemen? Diese Frage hat auch das Meinungsforschungsinstitut YouGov gestellt. Und Erschreckendes herausgefunden: Rund zwei Drittel aller befragten Menschen in Deutschland befassen sich nur sehr ungern mit dem eigenen Geld. Nur Arztbesuche und Hausarbeit waren noch unattraktiver. Und jeder Fünfte räumte ein, das Thema vor sich her zu schieben.

Eine andere Studie aus dem Hause Fidelity, einer großen Fondsgesellschaft, ist noch schockierender: Hier wurden Menschen gefragt, wer am besten bei der Finanzplanung helfen sollte. Rund 30 % gaben an: niemand. Rund 27 % vertrauen auf den Rat aus der Familie. Ganze 21 % setzen auf Ratschläge aus dem Internet. Und nur 18 % möchten sich mit einem Berater dazu austauschen. Grund genug, dass wir uns in diesem Beitrag mit diesem wichtigen Thema auseinandersetzen. Denn gerade in Finanzfragen kann schlechter Rat schnell teuer werden. Sehr teuer.

 

Auf wen kann ich vertrauen?

Die Deutschen stehen auf Sicherheit. Das ist nach wie vor so. Auch und gerade in der jungen Generation ist das Vertrauen in Beratung oft nicht besonders ausgeprägt. Aus diesem Grund sparen in Deutschland immer noch rund 47 % der Verbraucher ihr Geld auf Girokonten. Ohne Zinsen, oft sogar mit Strafzinsen. Rund 43 % nutzen Sparbücher oder Spareinlagen. Auch weitgehend ohne Zinsen. Circa 30 % sparen in Lebensversicherungen oder Rentenversicherungen. Mit relativ wenig Zinsen. In der Praxis bedeutet das: Dieses Geld wird im Laufe der Zeit immer weniger und immer weniger wert sein. Das psychologische Muster dahinter: Die Menschen möchten ihr Geld behalten und haben Angst davor, es zu verlieren. Dabei bemerken Sie aber nicht, dass sie es gerade auf diesem Wege Schritt für Schritt verlieren.

Und noch eine Studie: Im Auftrag von Statista wollten Marktforscher wissen: Wie viele Menschen in Deutschland haben für Bankgeschäfte, Versicherung, Geldanlagen oder Finanzierung einen persönlichen Berater? Rund 34 % antworteten: Zu keinem der genannten Themen würden Sie einem persönlichen Berater vertrauen. Die Zahlen zeigen deutlich: Es herrscht großer Beratungsbedarf und noch mehr Bedarf für Vertrauensbildung, wenn es um Finanzfragen geht. Die entscheidende Frage dabei, die sich viele stellen, und vielleicht auch Ihr gerade: Wem kann ich denn bei so etwas Wichtigem wie Geld wirklich vertrauen? Und wem sollte ich besser nicht vertrauen?

 

Was zeichnet einen guten Berater aus?

Fangen wir beim Einfachsten an, bei dem, was die meisten Menschen kennen und täglich bedienen: Google, soziale Medien, andere Medien: Sie können natürlich Orientierung geben, sie können informieren, sie können weiterbilden und für das Thema Finanzen sensibilisieren. Was sie aber nicht können, ist Beratung. Denn Beratung erfordert Dialog und nicht nur die Information in eine Richtung. Ein guter Berater muss zunächst zuhören, sich ein Bild von der Situation des Gegenübers verschaffen, seine finanziellen Gegebenheiten, seine Risiken und seine Chancen genau erfassen und beurteilen. Kein Medium dieser Welt kann das. Qualifizierte Beratung findet von Mensch zu Mensch statt.

Was zeichnet denn einen guten Berater aus? Oder anders: Wie finde ich einen guten Berater? Viele Menschen haben Angst vor falscher oder schädlicher Beratung. Um Verbraucher besser vor unqualifizierter Beratung zu schützen, hat die Regierung nach der Finanzkrise im Jahr 2008 verschiedene Gesetze für die Finanzwirtschaft verschärft. Unter anderem müssen Berater die Gespräche mit ihren Kunden intensiv und lückenlos dokumentieren. Diese Gesprächsprotokolle müssen auch vor dem Abschluss eines Geschäfts dem Kunden ausgehändigt werden. Aber trotz dieser Regelung ist das Vertrauen in die Finanzindustrie nicht wirklich gewachsen. Woran kann ich einen guten Berater, eine gute Beraterin erkennen? Da gibt es einige Möglichkeiten:
Zum Beispiel müssen Berater ihre Qualifikationen in eigenen Medien, zum Beispiel auf der Homepage, offenlegen. Zu diesen Qualifikationen zählen zum Beispiel die IHK Zertifikate nach den Paragraphen 34d, 34i oder 34f Gewerbeordnung. 34d steht dabei für die Vermittlung oder Beratung von Versicherungen. 34f steht für die Vermittlung oder Beratung von Finanzanlagen. Und 34i qualifiziert für die Vermittlung von Immobiliendarlehen. Beraterinnen und Berater, die diese Qualifikationen erworben haben, verfügen schon mal über eine wichtige Basis und müssen diese auch stetig durch Weiterbildung aufrechterhalten. Aber es gibt noch andere Hinweise: Ein wichtiger Faktor ist das Vergütungssystem, also die Frage: Wie verdient der Berater oder die Beraterin eigentlich Geld mit der Beratung? Grundsätzlich gibt es hier zwei Möglichkeiten:
Die eine ist das Provisionsmodell: Das bedeutet, für einen vermittelten Vertrag erhält der Berater, die Beraterin eine Provision. Diese Vergütung muss den Kunden zwar auch transparent gemacht werden, aber sie birgt natürlich gewisse Risiken. Insbesondere in sogenannten Strukturvertriebsorganisationen kann es passieren, dass Berater genau die Produkte empfehlen, die für sie selbst und für das Strukturunternehmen den größten Ertrag bringen. Das ist oft nicht im Interesse des Kunden. Wer das vermeiden möchte, kann darauf achten, ob der Berater oder die Beraterin als Honorar-Anlagenberater oder als Honorar-Finanzanlagenberater arbeitet. Diese beiden Begriffe sind rechtlich geschützt. Ganz im Gegensatz zu Bezeichnungen wie Finanzberater oder Vermögensberater. Was genau macht so ein Honorarberater?
Er oder sie rechnet in der Regel nicht über Provisionen ab, sondern stellt für die Beratungsleistung eine Rechnung, ähnlich wie ein Steuerberater oder ein Rechtsanwalt. Der Vorteil dabei: Die Kosten bleiben transparent und viele Produkte können als sogenannte Nettoprodukte, also ohne Provisionsaufschlag oder andere versteckte Kosten genutzt werden. Ein weiteres wichtiges Indiz sind natürlich Bewertungen im Internet. Wer sich diese mit wachem Auge anschaut, wird schnell feststellen, ob es sich dabei um gute Bewertungen, glaubwürdige Bewertung oder vielleicht Fake-Bewertungen handelt. Außerdem können persönliche Empfehlungen aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis ein guter Anhalt sein. In jedem Fall gilt: Für die Auswahl des Beraters oder der Beraterin sollte man ein wenig Zeit und Mühe verwenden.

 

Mit qualifizierter Finanzberatung besser informiert

Warum das Ganze? Viele Menschen haben wenig Vertrauen in Finanzberatung. Deshalb landet nach wie vor viel Geld auf Girokonten, auf Sparbüchern, in Bausparverträgen, in Lebensversicherungen. Dieses Geld könnte und muss deutlich besser angelegt werden, um so drohende Szenarien wie etwa Altersarmut zu verhindern. Genau dafür braucht es qualifizierte Finanzberatung. Wenn Ihr genau das bei euch wiedererkennt, dann geht doch einfach mal den ersten Schritt:
Beschäftigt Euch mehr mit Eurem Geld, mit Euren Finanzen. Entwickelt Interesse für das Thema, denn es ist wichtig. Sprecht darüber mit euren Freunden, mit eurer Familie, in eurer Community und vielleicht auch irgendwann mit jemanden, der sich von Berufs wegen damit auskennt. Frei und sinnvoll nach dem Motto: Gespräche schaden nur dem, der sie nicht führt.

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