Die Stagflation
Die Preise steigen. Besonders Autofahrern wird in letzter Zeit aufgefallen sein, dass die Benzinkosten deutlich in die Höhe geschossen sind. Allgemein gab es einen großen Preisanstieg bei Energie. Erdgas ist mittlerweile so teuer wie nie zuvor. Und jetzt wird auch noch das Bier teurer! Vielerorts liest man von Inflationsgefahr. Berechtigt, wenn man bedenkt, dass die Inflationsrate so hoch ist, wie zuletzt vor 30 Jahren. Doch Inflation ist nicht der einzige Begriff, den man zuletzt vermehrt liest. Viele fragen sich, ob gar eine Stagflation droht…
In diesem Beitrag beschäftigen wir uns genau mit dieser Frage. Wer also erfahren möchte, was genau eine Stagflation ist und wie man sich davor am besten schützen kann, sollte unbedingt dranbleiben.
Was ist eine Stagflation?
Klären wir zunächst mal, was genau eine Stagflation eigentlich ist: Der Begriff Inflation wird den meisten ja bereits bekannt sein. Die Preise steigen, die Einkommen aber nicht, wodurch die Kaufkraft der Bürger sinkt. Eigentlich handelt es sich bei der Inflation um eine Begleiterscheinung von wirtschaftlichem Aufschwung und sinkender Arbeitslosigkeit. Die Wirtschaft erholt sich und die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen steigt wieder an. Infolgedessen fahren Unternehmen ihre Produktion hoch und stellen wieder mehr Menschen ein, wodurch der allgemeine Wohlstand ebenfalls ansteigt. Die allgemeine Zahlungsbereitschaft der Bürger steigt demzufolge auch an, was wiederum eine Preiserhöhung von Unternehmensseite deutlich leichter macht. Insgesamt nimmt so die Teuerung zu, das Geld verliert an Wert und die Inflationsrate steigt. Wenn diese Effekte der Inflation allerdings auftreten, während das Wirtschaftswachstum eigentlich stagniert oder sogar abnimmt, spricht man von einer Stagflation. Diese Kreuzung aus Stagnation und Inflation ist zwar sehr selten, könnte für die Verbraucher aber umso unangenehmer werden.
Die erste Stagflation
Zuletzt hatten wir diese besondere wirtschaftliche Lage in den 1970ern: Auslöser waren damals vor allem die Ölförderfirmen. Als die Rohölförderung verknappte und sich daraufhin die Preise innerhalb von nur zwei Jahren verdoppelten, kam es zu einem sogenannten Angebotsschock. Also einem extremen Preisanstieg auf der Angebotsseite.
In diesem speziellen Fall – der bisher einzigen Stagflation in den westlichen Industrieländern – nannte man es einen Ölpreisschock. Die Folge: Die weltweiten Energiekosten stiegen deutlich an, was von Firmen an die Verbraucher in Form von Preiserhöhungen weitergegeben wurde, wodurch die Inflation in die Höhe schoss. Verbraucher wollten diese Preise allerdings nicht zahlen, was wiederum die Nachfrage sinken ließ. Gleichzeitig konnten Gewerkschaften aber wegen der steigenden Preise auch höhere Löhne für die Mitarbeiter durchsetzen. Aufgrund der sinkenden Nachfrage und höheren Löhnen mussten die Unternehmen dann aber viele Mitarbeiter entlassen. Und schon haben wir eine teuflische Lohn-Preis-Spirale, bei gleichzeitig steigender Arbeitslosigkeit und sinkendem Wirtschaftswachstum.
Ihr merkt schon: Es braucht einige sehr ungünstige Faktoren, die eigentlich nicht zusammen auftreten würden, um eine Stagflation in Gang zu setzen. Ist man aber einmal in diesem Teufelskreis gefangen, ist es auch nicht sehr leicht wieder zu entkommen. Dadurch wird es so gefährlich. Die damalige Stagflation hielt für etwa acht Jahre an, bis in die 1980er.
Die aktuelle Lage
Aber wie sieht die Situation denn aktuell aus? Warum sehen viele Experten die Gefahr einer Stagflation? Also zunächst mal wäre da die steigende Inflationsrate. Wie bereits anfangs erwähnt, liegt diese zurzeit zum ersten Mal seit 30 Jahren wieder über vier Prozent.
Preistreiber ist momentan vor allem der Energiesektor. Erdgas ist mittlerweile so teuer wie noch nie zuvor. Aber auch die Erhöhung der Mehrwertsteuer zum Jahreswechsel sorgte für eine allgemeine Verteuerung. Hinzu kommen dann auch noch Lieferengpässe, die ebenfalls der Pandemie geschuldet sind. Zum einen auch bei Öl, aber vor allem bei Chips und Halbleitern. Große Autohersteller wie BMW, Volkswagen und Daimler mussten deswegen sogar schon ihre Produktion herunterfahren und Beschäftigte in die Kurzarbeit schicken. Und die Pandemie ist ja noch nicht komplett vorbei. Weitere Ausbrüche haben das Potenzial, die Lieferketten noch immer zu schädigen.
Insgesamt ist es die asynchrone Weltwirtschaft, die die größte Bedrohung darstellt.
Und während wir natürlich alle hoffen, dass es nicht so weit kommen wird, fragen sich viele dennoch: Wie kann ich mich schützen? Ähnlich wie bei einer regulären Inflation lautet unser Vorschlag: Sachwerte! Aktien, Immobilien oder Gold sind bei einer Inflation der beste Freund. Denn wenn das Geld an Kaufkraft verliert, kann der Betrag auf dem Tagesgeldkonto noch so hoch sein – im Endeffekt verliert man. Natürlich sollte man beim Investieren auf ein breit gestreutes Portfolio achten und nicht alles auf eine Karte setzen, nur weil man in einem Unternehmen oder in einem Grundstück den großen Gewinner der Zukunft sieht. Also bitte nur nach eigenem Risikomaß investieren. Um Stabilität zu wahren, ist eine gute Planung unerlässlich.
Und trotz allem: Bitte keine Panik. Noch kann eine Stagflation abgewendet werden.
In jedem Fall sollte man es positiv sehen. Es passiert etwas und Veränderung ist nicht immer schlecht. Wir werden viele Bereiche der Wirtschaft neu denken müssen, sollten die Engpässe bei Halbleitern und Baustoffen weiter anhalten. Das Wachstum könnte in einigen Bereichen stocken, aber nach kurzer Zeit wird es sich auch hier wieder einpendeln. Wir Menschen suchen und finden immer die richtigen Lösungen für unser Leben und unsere Entwicklung. Die Kunst ist es, sich jetzt richtig zu positionieren!