Ronaldo vs. Coca-Cola: Watergate oder Fake News?

Coca-Cola Logo im Fokus, im Hintergrund verschwommene Tabellen und Charts auf einem Bildschirm

Ronaldo vs. Coca-Cola: Watergate oder Fake News?

Kleine Ursache, große Wirkung? Als Cristiano Ronaldo während einer Pressekonferenz zur Europameisterschaft am 14. Juni die Coca-Cola Flaschen beiseite schob und durch eine Flasche Mineralwasser ersetzte, hatte er das mediale Echo seiner kleinen Geste vielleicht selbst nicht erwartet. Fast zeitgleich brach der Aktienkurs der Coca-Cola Company an der Börse ein. In Presseberichten und in sozialen Medien wurde rasch ein Zusammenhang hergestellt. Ronaldo crasht Coca-Cola, so hieß es.

Fake News oder Realität? Kann ein Fußballstar in wenigen Sekunden den Wert eines Weltkonzerns beeinflussen?

 

Eine folgenschwere Getränkewahl

„AGUA!“. Mit diesem kurzen Wort hatte Portugals Megastar Cristiano Ronaldo auf der Pressekonferenz am 14. Juni vor dem 3:0 gegen Ungarn bei der Europameisterschaft kurzerhand zwei Flachen des Sponsors Coca-Cola aus dem Blickfeld gestellt – und durch eine Flasche Mineralwasser ersetzt. Der Eklat ließ nicht lange auf sich warten: Zahlreiche TV-Sender und andere Medienkanäle griffen die Szene auf und sendeten, was das Zeug hält.

Auch in sozialen Medien machte das Video schnell die Runde. Die PR-Abteilung von Coca-Cola reagierte prompt: Jeder habe das Recht auf individuelle Getränkevorlieben und den Spielern wird neben Coca-Cola natürlich auch Wasser angeboten, so ein Sprecher von Coca-Cola. Doch zu diesem Zeitpunkt waren das Video und die Nachricht schon hunderttausendfach geteilt.

Damit hätte es eigentlich genug sein können, aber weit gefehlt: Die BILD stellte ein Bezug zum Aktienmarkt her. Am Morgen vor der Pressekonferenz habe die Coca-Cola Aktie noch einen Wert von 56,10 US-Dollar ausgewiesen. Kurz nach dem Statement von Cristiano Ronaldo sei die Aktie dann auf 55,20 US-Dollar abgerutscht. Auf den Börsenwert bezogen bedeutet das einen Verlust von stolzen vier Milliarden Dollar!

Doch nicht nur Coca-Cola war kein Fan von der Aktion des Fußballers. Da das Unternehmen einer der Hauptsponsoren der Euro 2021 ist, äußerte sich auch die UEFA in kritischen und scharfen Tönen:

„Wir haben mit den Mannschaften gesprochen. Die Einnahmen sind wichtig für das Turnier und den europäischen Fußball. Daran haben wir erinnert“, ließ Martin Kallen, der Turnierdirektor der Euro 2021, verlauten.

Viel Wirbel für eine kurze Geste, die im Ganzen nur wenige Sekunden dauerte.

Was uns natürlich brennend interessiert: Hat wirklich das Statement von Cristiano Ronaldo dem Aktienkurs eines internationalen Konzerns einen Dämpfer versetzt?

Bevor wir uns mit dieser Frage beschäftigen, noch ein kleiner Exkurs in die Firmengeschichte eines wirklich spannenden Unternehmens.

 

Coca-Cola: Ein kleiner Blick zurück

Ein Apotheker namens John Stith Pemberton, geboren am 8. Juli 1831 in Knoxville, Georgia, experimentierte im Mai 1888 an einem neuartigen Sirup, der eigentlich Kopfschmerzen lindern sollte. Heraus kam aber kein Sirup, sondern eine Limonade – das Rezept für Coca-Cola war geboren. Kurz vor dem Tod des Erfinders erwarb der Apothekengroßhändler Asa Griggs Candler für 2.300 US-Dollar die Rechte daran und gründete 1892 die Coca-Cola Company. Neben dem Hauptsitz in Atlanta gab es bald Zweigstellen in Los Angeles, Chicago, Philadelphia, New York und Dallas.

Im Jahr 1919, vor 102 Jahren, ging Coca-Cola für 40 US-Dollar pro Aktie an die New Yorker Börse (NYSE). Der entscheidende CEO Robert Woodruff trat 1923 in die Firmenleitung ein und machte aus der Marke Coca-Cola das, was sie bis heute ist: eine weltweit erfolgreiche Brand.

Heute gibt es mehrere Aktien aus dem Hause Coca-Cola, die an verschiedenen Wertpapierbörsen gehandelt werden.

Am meisten gehandelt und auch am bekanntesten ist die Aktie des Mutterkonzerns, (Börsenkürzel bzw. Symbol: „KO“).

Die Aktie der Coca-Cola Company ist in Deutschland unter anderem an den Börsenplätzen Tradegate (Berlin), Quotrix (Düsseldorf), Frankfurt, München, Stuttgart und Hamburg gelistet. Im Ausland findet der Handel der Coca-Cola Aktie vorwiegend an der New Yorker Börse statt, der größten Wertpapierbörse der Welt. Stand heute liegt der Aktienkurs bei 45,61 Euro oder 54,03 US-Dollar.

 

Gab es ein „Watergate“?

War Cristiano Ronaldos Auftritt bei der Pressekonferenz der UEFA wirklich der Auslöser für den Wertverlust der Coca-Cola Aktie? Hat sein Getränkewunsch wirklich Aktionäre dazu veranlasst, Coca-Cola aus dem Portfolio zu nehmen? Bei genauerer Betrachtung kann man wohl sagen: eher nicht. Auch die Medien sind inzwischen zurückgerudert und stellen fest: Ganz so einfach ist dieser Zusammenhang nicht herzustellen. Was aber war passiert? Was hat den Kursverlust stattdessen beeinflusst?

Im Grunde war die ganze Geschichte ein Zufall. Denn genau an jenem Tag, als Ronaldo lieber „Agua“ trinken wollte, wurde die Coca-Cola Aktie erstmals ohne das Bezugsrecht für die bevorstehende Dividende gehandelt. Was bedeutet das?

Der Vorgang ist an der Börse quasi alltäglich und er kommt bei allen Unternehmen vor, die Dividenden an ihre Aktionäre ausschütten. Ohne diese Dividende oder genauer: die Ex-Dividende, ist die Aktie genau so viel weniger wert, wie Dividenden ausgeschüttet werden sollen. Coca-Cola schüttet alle drei Monate Dividenden aus. In unserem Fall waren es 42 Cent je Aktie, die am 1. Juli ausgezahlt werden. Dieser Wert entspricht ziemlich genau dem Verlust, den angeblich Cristiano Ronaldo verursacht haben soll. Für Aktionäre bedeutet das: Natürlich kann man auch weiter Coca-Cola Aktien zeichnen oder im Depot halten, wenn man das möchte und wenn es Sinn macht. Fußballer auf Pressekonferenzen stellen für die Kursentwicklung ein eher kleineres Risiko dar.

Bleibt noch die Frage, ob Cristiano Ronaldo in seinen Aktiendepots auch Coca-Cola Aktien hält…

Sein Pressebüro hat auf unsere Anfrage bis dato nicht geantwortet, aber wir halten euch natürlich auf dem Laufenden.

 

Und die Moral von der Geschicht?

Wasser trinken ist gesund.

Klug Investieren auch.

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