Alles nur nicht Mainstream: So legen Europas Top-Banker ihr Geld an

Detailaufnahme eines Anzugs mit roter Krawatte

Alles nur nicht Mainstream: So legen Europas Top-Banker ihr Geld an

„Den Kindern ein Vorbild“ – so könnte man die Rolle der EZB-Chefs beschreiben. Einmal im Jahr veröffentlicht die Europäische Zentralbank ein Dokument, in dem die Mitglieder des EZB-Rats angeben, in welche Einzelaktien und Fonds sie ihr privates Geld anlegen. Dann sind die Augen aller interessierten Kleinanleger auf sie gerichtet. In diesem Beitrag werfen wir einen genauen Blick darauf, wie Europas Top-Banker ihr Geld wirklich anlegen. Wer aufschlussreiche Erkenntnisse erlangen möchte, sollte also unbedingt weiterlesen!

 

Die EZB im Überblick

Die EZB ist für den Euro und die Geldpolitik in der Eurozone der Europäischen Union verantwortlich. Sie bestimmt den Zins und hat die wichtige Aufgabe, die Preise stabil zu halten. Eine ziemlich wichtige Aufgabe könnte man sagen. Und wer sitzt hier am entscheidenden Hebel?

Ganz oben steht die aktuelle Präsidentin Christine Lagarde. Die Französin ist seit 2019 im Amt und wird dort auch bis 2027 bleiben. Denn der Präsident der EZB wird für eine Amtszeit von acht Jahren gewählt und hat danach keine Wiederwahlmöglichkeit. Doch was wäre ein Präsident ohne seine zweite Hand? An zweiter Stelle folgt der Vizepräsident Luis de Guindos. Zusammen mit vier weiteren Mitgliedern bilden sie das EZB-Direktorium. So weit, so übersichtlich.
Es gibt aber noch einige weitere wichtige Menschen, die bei Entscheidungen ein Wörtchen mitzureden haben. Kommen wir also zum EZB-Rat. Der besteht aus den sechs eben genannten Mitgliedern des EZB-Direktoriums und den Präsidenten der nationalen Zentralbanken aller 19 Euro-Mitgliedstaaten. Zusammen bilden sie das oberste Beschlussorgan. Man könnte also sagen: Unser Geld liegt in den Händen dieser 25 hochrangigen Banker. Ihre Aussprachen untereinander sind in der Regel vertraulich, können aber freiwillig publik gemacht werden.

 

Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung

Entscheidungen über unser Geld sind also in der Regel erst öffentlich, wenn der Beschluss schon gefasst wurde. Was allerdings nicht geheim gehalten wird, ist, was die Mitglieder des EZB-Rats mit ihrem eigenen Geld machen. Denn jetzt kommen wir zurück zu dem wichtigen Dokument, von dem wir anfangs gesprochen haben:

Bei der EZB gibt es einen Verhaltenskodex für alle hochrangigen Funktionsträger. Artikel 10 dieses Regelwerks verpflichtet sie dazu, offenzulegen, wie sie ihr privates Vermögen anlegen. Einmal im Jahr wird daher ein 94-seitiges Dokument veröffentlicht, in dem alle 25 Mitglieder des EZB-Rats Einsicht gewähren, was sie mit ihrem Vermögen anstellen. Für interessierte Anleger ist das quasi schon eine Pflichtlektüre. Hier kann man sich anschauen, was die gut betuchten Menschen vom Fach wirklich für eine sichere Anlagequelle halten. Einen sehr detaillierten Einblick erhält man zwar nicht – die genauen Beträge bleiben der Öffentlichkeit vorbehalten – trotzdem lohnt es sich, diese Lektüre zu studieren. Und genau das machen wir jetzt:

 

Wohin mit dem ganzen Geld?

Als EZB-Präsidentin kommt die 65-Jährige inklusive pauschaler Aufwandsentschädigung auf ungefähr eine halbe Million Euro Gehalt pro Jahr, also rund 42.000 Euro im Monat. „Selbst ist die Frau“: Denn trotz eines so üppigen Gehaltschecks gibt sie an, ihr Geld nicht von einem Vermögensverwalter lenken zu lassen. Ihr Geld investiert sie laut den aktuellen Angaben in 2 Fonds: Den BNP Paribas Europe Dividende Multipep 2, der in dividendenstarke europäische Aktien investiert und in den ODDO BHF Polaris Moderate DRW. Dieser Fonds der Privatbank Oddo BHF umfasst Anleihen, weltweite Aktien, Bankguthaben und Zertifikate. Darüber hinaus gibt sie an, Anteile von nicht börsennotierten Immobilienunternehmen zu besitzen. Insgesamt könnte man ihre Anlagestrategie als langweilig, aber sicher und nervenschonend beschreiben.

 

Von spannend und divers bis sicher und konservativ

Deutlich spannender sieht es bei einem anderen Mitglied des EZB-Direktoriums aus: Isabelle Schnabel. Zusammen mit der Präsidentin ist sie die einzige Frau im 25-köpfigen Gremium. Da hören die Gemeinsamkeiten der beiden Damen allerdings auch schon auf, denn die Anlagestrategie für ihr Privatvermögen sieht ganz anders aus. Ihr Depot umfasst 44 verschiedene Einzelaktien und Fonds. Hier findet sich eine bunte Mischung aus Aktien verschiedenster Branchen. Darunter Tech-Giganten wie Apple, Amazon, Alphabet und Microsoft, Klassische ETFs wie MSCI World. Aber auch spannende Investments aus anderen Bereichen wie Spotify, Disney, Bayer und Zoom. Und sogar Biontech und Curevac sind mit dabei. Also ein sehr spannendes und diverses Portfolio, das während der Pandemie gut an Fahrt aufgenommen haben sollte.

Als Chef der Deutschen Bundesbank darf natürlich auch Jens Weidmann im Dokument der EZB nicht fehlen. Allerdings werden alle, die hier nach einem spannenden Aktiendepot suchen, leider enttäuscht. Der ehemalige Abteilungsleiter der Wirtschafts- und Finanzpolitik im Bundeskanzleramt verfolgt eine sehr konservative Anlagestrategie. Sein Geld liegt beim MSCI World und im Xtrackers Dax, der die Entwicklung der 30 Standardaktien des deutschen Leitindex abbildet.

 

Transparenz und Inspiration

Die Offenlegung der privaten Investments soll die Transparenz und Unabhängigkeit des EZB-Rats gewährleisten. Es wird sichergestellt, dass Europas wichtigste Banker keine Interessenskonflikte mit ihren Aufgaben bei der Europäischen Zentralbank haben. Für andere Anleger kann das Dokument allerdings noch viel mehr sein: Nämlich Inspiration fürs eigene Portfolio.

Denn egal, ob konservativer Sparer, experimentierfreudiger Aktionär oder entspannter Anleger, jeder kann sich beim EZB-Rat etwas abschauen. Fakt ist: Europas Top-Notenbanker setzen für die Anlage ihres Privatvermögens überwiegend auf Depots. Kapitallebensversicherungen oder Bausparverträge wird man bei ihnen wohl eher selten finden. Von diesen Anlagestrategien können sich die aktienfaulen Deutschen ruhig eine Scheibe abschneiden. Denn laut einer Studie des Deutschen Aktieninstituts DIA sind lediglich 12,4 Millionen Bürger am Aktienmarkt engagiert. Das entspricht etwa 18 Prozent. Wer jetzt vom Sparer zum Investor werden möchte, kann gerne mal bei uns vorbeischauen.

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