Wie hart trifft uns die Inflation?

Person in Anzug zeichnet Diagramm mit der Aufschrift

Wie hart trifft uns die Inflation?

Wie viel ist eigentlich ein Euro wert? Schenkt man den aktuellen Prognosen Glauben, dann ist die Antwort so sicher wie unangenehm. Sie lautet: immer weniger. Schuld ist ein Prozess, den die Menschen oft eher diffus wahrnehmen, weil er eben schleichend ist. Die Rede ist von der Inflation. Gerade dieser Tage treibt sie Wirtschaftsexperten zunehmende Sorgenfalten auf die Stirn. Bundesbankpräsident Jens Weidemann sagte noch vor wenigen Tagen, er rechne mit einem Anstieg der Inflationsrate bis Jahresende auf satte fünf Prozent. Das bedeutet im Klartext: Bleibt es bei diesem Wert, dann ist der Euro, den Sie heute verdienen, in einem Jahr nur noch 95 Cent wert. Die Inflation kehrt zurück.

 

Was ist eigentlich Inflation?

„Früher war alles besser.“ Dieser Satz mag häufig nicht stimmen, was allerdings sicher stimmt, ist vielfach: Früher war vieles günstiger. Oder anders: Das Geld war mehr wert. Wer Kaufkraft und Preisentwicklung nachvollziehen will, der kann als kleinen Gradmesser den rasanten Anstieg der Bierpreise auf dem Münchener Oktoberfest hernehmen. Im Jahr nach der Einführung des Euro 2001 kostete ein Maß auf der Wiesn zwischen 6,30 Euro und 6,80 Euro. 2019, also 18 Jahre später, verlangten die Wiesnwirte für den Liter Gerstensaft happige 10,80 Euro bis 11,80 Euro. Das ist eine Preiserhöhung um satte 71 Prozent. Dafür ist natürlich nicht nur die Inflation verantwortlich. Aber ein wenig schon.
Der Begriff Inflation kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie Aufblähung. Gemeint ist damit die Verminderung des Geldwertes oder die Steigerung des allgemeinen Preisniveaus über einen bestimmten Zeitraum. Das Gegenteil von Inflation nennt man Deflation. Eine Inflation kann moderat oder auch sehr rasant verlaufen. Eine hohe Inflation kann zum Beispiel durch eine starke Erhöhung der Geldmenge ausgelöst werden. Verläuft diese Entwicklung besonders krass, spricht man von einer Hyperinflation. Eine solche Hyperinflation erlebten zum Beispiel die Menschen im Deutschland der Weimarer Republik im Jahr 1923:
Der deutsche Staat war nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg faktisch pleite, musste aber dennoch hohe Zahlungsverpflichtungen bedienen. Also griff man zum einfachsten Mittel und druckte buchstäblich Geld. Viel Geld. Dadurch war das Geld immer weniger wert – oder anders gesagt: Man musste für Waren und Dienstleistungen immer höhere Preise bezahlen. So kostete ein Kilo Kartoffeln in Berlin am 9. Juni 5.000 Mark. Nur ein halbes Jahr später, am 2. Dezember, kostete das Kilo Kartoffeln 90 Milliarden Mark. Die Menschen hatten so viel Geld im Umlauf, dass es in Koffern und Schubkarren transportiert wurde. Der Teufelskreis konnte erst beendet werden, als die Regierung im Oktober 1924 eine Währungsreform durchführte und die neue Reichsmark einführte. Von diesen Zuständen sind wir heute glücklicherweise weit entfernt. Gleichwohl aber warnen auch heute Ökonomen vor einer zu hohen Inflationsrate.

 

Wie viel Inflation ist noch gesund?

Während in Deutschland noch Anfang der 90er Jahre, kurz nach der Wende, recht hohe Inflationsraten von bis zu fünf Prozent verzeichnet wurden, waren die 2000er und 2010er Jahre von eher niedrigen Inflationsraten geprägt. Sie lagen oft unter einem Prozent, nur selten bei rund zwei Prozent. Im ersten Coronajahr 2020 waren es gar nur 0,5 Prozent. Dieser langanhaltende Trend scheint sich derzeit zu verändern. Die steigenden Preise spüren Verbraucher wieder stärker im Geldbeutel. Ein Beispiel dafür sind die deutlich gestiegenen Preise für Baustoffe, die viele Häuslebauer und Handwerker seit einigen Monaten belasten. Oder nehmen wir die Energiewende: Will die Regierung die selbst gesteckten Klimaziele wirklich erreichen, wird man Mobilität erheblich verteuern müssen. Experten rechnen daher mit einem Anstieg der Spritpreise von circa 70 Cent je Liter. Während die Inflationsrate in Deutschland noch im Januar dieses Jahres bei rund einem Prozent lag, waren wir im August schon bei annähernd vier Prozent. Die EZB strebt stattdessen eine Quote von zwei Prozent als optimalen Wert an. Ob der aktuelle Anstieg der Inflation ein temporärer Effekt ist, darüber streiten die Experten. Fakt aber ist: Inflation vernichtet schlicht Geld – oder besser: den Geldwert. Das Geld, das man heute für später zurücklegt, ist auch bei einer moderaten Inflationsrate, in sagen wir 20 Jahren, entsprechend weniger wert.
Ein Rechenbeispiel: Bei einer konstanten Inflationsrate von zwei Prozent sind 100 Euro, die man heute verdient hat, in zehn Jahren umgerechnet nur noch 81,71 Euro wert – ein Verlust von beinahe 20 Prozent.

 

Was kann man als Verbraucher und als Anleger tun?

 Die Inflation ist nur eine der zwei großen Entwicklungen, die das Ersparte nach und nach dezimieren.  Hinzu kommt das niedrige Zinsniveau, also der Niedrig- oder gar Negativzins. Besonders fatal ist es da, das Geld einfach auf dem Girokonto liegen zu lassen. Das tun noch immer viel zu viele Deutsche. Das Gesamtvermögen auf deutschen Girokonten belief sich im April 2020 auf über eine Billion Euro. Eine fast unvorstellbare Summe. Mindestens 42 Prozent davon waren komplett unverzinst – umgerechnet auf alle Bundesbürger bedeutet das: Mehr als 14.000 Euro pro Person! Aber auch niedrigverzinste Anlageformen wie Tagesgeld oder Festgeld sind eigentlich eine Zinsfalle. Denn auch wenn man für das Tagesgeldkonto vielleicht 0,2 Prozent oder für Festgeld 1,5 Prozent Zinsen erhält, ist das immer noch deutlich weniger als die Inflationsquote. Oder anders gesagt: Auch dieses Geld wird nach und nach vernichtet, wenn auch etwas weniger krass als auf dem Girokonto. Ganz ähnlich sieht es aus bei Sparbüchern oder vielen Lebensversicherungen. Wer diesem Teufelskreis entkommen möchte, hat eigentlich nur eine sinnvolle Alternative: Vom Sparer zum Investor werden.

Die Inflation steigt aktuell deutlich stärker als in den zurückliegenden Jahren. Ob dieser Trend nur kurzfristig ist oder länger anhalten wird, darüber sind sich Ökonomen nicht einig. Aber auch eine moderate Inflation von zwei Prozent, wie die EZB sie anstrebt, sorgt dafür, dass das Geld immer weniger wert ist. Zinsen sind mit fast allen „klassischen“ Anlageformen nicht mehr zu machen. Die einzige Option für alle, die das nicht möchten: Langfristig geplante, laufende Investitionen in renditestarke Anlageklassen wie Aktien, Anleihen oder Immobilien. Nur so könnt Ihr dafür sorgen, dass das Geld, das Ihr heute zurücklegt, sich so vermehrt, dass es den Niedrigzins und die Inflation ausgleichen, vielleicht sogar übertreffen kann. Wenn Ihr mehr darüber erfahren wollt: Schaut bei uns vorbei.

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